Im Pestjahr 1633 fielen 80 Einwohner von Oberammergau der Seuche zum Opfer. Daraufhin gelobten die Oberammergauer feierlich, regelmäßig ein Passionsspiel aufzuführen. Von diesem Tag an wurde kein Pesttoter mehr verzeichnet. Die Tradition, alle zehn Jahre in einer Gemeinschaftsleistung die Geschichte vom Leiden und Sterben des Jesus von Nazareth nachzuspielen, blieb erhalten und wird bis heute praktiziert. Durch seine Passionsspiele wurde Oberammergau international berühmt.
Neue technische Medien, wie die Fotografie, führten zu einer Verbreitung und Bewerbung der Aufführungen. Die auf einen Karton aufgezogene Fotografie zeigt in diesem Fall die finale Kreuzigungsszene auf der gerade neueröffneten Bühne, die im Jahr 1890 nach Plänen des Bühnentechnikers Carl Lautenschlägers errichtet worden war. In Goldbuchstaben steht seitlich die Bezeichnung: „Passionsspiel Oberammergau. Original-Aufnahme 1890“. Das Revers nennt als Hersteller die Kunst- und Verlagsanstalt Oberammergau und den Hoffotografen Carl Stockmann. Die mit der Nr. 57 bezeichnete Kreuzigungsszene war Teil einer 12teiligen Bilderserie.
[Emil Schoppmann]