Mit Ironie und Phantasie entwarfen in den 1970er Jahren italienische Designer Objekte, die Alltagsgegenstände parodistisch verfremdeten. Man wandte sich damit bewusst gegen den international vorherrschenden funktionalen Stil, den man als kühl und emotionslos empfand. Dessen Anspruch, gutes Design habe vor allem nützlich und zeitlos zu sein, wurde nun durch die Forderung nach einer sinnlichen Gestaltung des Alltags abgelöst.
Der italienische Architekt, Designer und Kulturtheoretiker Alessandro Mendini gehörte 1976 in Mailand zu den Mitbegründern der Designgruppe "Studio Alchimia". Die Namensgebung verwies ironisch auf die mittelalterliche Alchimie, die aus einfachen Stoffen Gold machen wollte und stand programmatisch für das Ziel, das Banale provokativ zur Designmethode zu machen. 1981 wurde "Studio Achimia" von der Designgruppe "Memphis" abgelöst, die ihre Ideen breitenwirksam weiterentwickelte.
Die von Mendini entworfene Spiegelkommode bringt in der ironischen Verfremdung eines traditionellen Möbelstücks die Ideen von "Studio Alchimia" anschaulich zum Ausdruck. Durch bunte Farben, applizierte Ornamente und formale Abweichungen von der traditionellen gewöhnlichen Möbelform entsteht ein witzig-phantastisches Objekt von individueller Ausstrahlung. Der doppelseitige Spiegel weist darauf hin, dass die Kommode als künstlerisches Objekt frei im Raum stehen kann und nicht als Möbelstück an die Wand gerückt werden sollte. Die Spiegelkommode wurde wie viele der im "Studio Alchimia" entworfenen Möbelobjekte nur in einer kleinen Serie von ca. 15 bis 20 Stück mit jeweils voneinander abweichenden Details produziert.
G.K.