Die Bronzefigur auf einem Sockel zeigt eine Tänzerin in Bewegung. Ihr Kleid, dessen Saum sie mit beiden Händen hält, erscheint durch die Bewegung wellenförmig bewegt.
Franz von Stuck hat in der Figur der Tänzerin seine Frau Mary porträtiert. Dies wird im Vergleich zu dem von Stuck gemalten Porträt Marys in der Sammlung Wulff deutlich (Inv.Nr. 0815). Bronzefigur und die auf dem Gemälde dargestellte Frau weisen die gleichen Gesichtszüge auf.
Die Bronzefigur entstand 1897, im Jahr der Hochzeit Franz von Stucks mit der Amerikanerin Mary Hoose. Stuck porträtierte seine Frau in den folgenden Jahren immer. Sie galt als schön, anmutig, witzig, musikalisch und wurde in den Kreisen der Münchner Künstlersalons verehrt. Sie trug entscheidend zur gesellschaftlichen Karriere Franz von Stucks bei.
Franz von Stuck setzte mit der Bronzefigur jedoch nicht nur seiner Frau ein Denkmal. Er bezog sich in der Darstellung der Tänzerin auch auf eine berühmte Tänzerin der Zeit: Loïe Fuller, ebenfalls eine Amerikanerin, beeindruckte zu dieser Zeit ganz Europa mit ihrem sog. Serpentinen- oder Schleiertanz. Sie trat in vielen Theatern und auf vielen Bühnen auf und hatte auf der Pariser Weltausstellung 1900 sogar ihr eigenes Tanztheater. Neben Franz von Stuck versuchten zahlreiche andere Künstler der Zeit, die fließenden Bewegungen ihres Serpentinentanzes in ihren Werken einzufangen. Loïe Fuller gilt heute als eine der Begründerinnen des modernen Tanzes.
(Text: Gabrielle Koller)