Vor einer Gebirgslandschaft mit Wasserfällen und antiken Gebäuden sitzt Sybilla Tiburtina. Sie hat der Legende nach Kaiser Augustus zur Geburtsstunde Christi eine Vision von Maria mit dem Kind am Himmel gezeigt. Auf die Menschwerdung Christi weisen auch die Worte HIC EST PRIMOGENITUS FILIUS DEI in dem offenen Buch auf ihrem Bein. Die Landschaft auf dem Gemälde - insbesondere das steil abfallende Gelände und die Wasserfälle - entspricht dem mit Beginn des 18. Jahrhunderts aufkommenden Ideal des Erhabenen. Mit der erhabenen Natur verband man die Unendlichkeit Gottes, welcher der Mensch in Ehrfurcht gegenüber tritt.