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Sederteller

Hellweg-Museum Unna Religion [2006/1]
Sederteller (Hellweg-Museum Unna CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Hellweg-Museum Unna (CC BY-NC-SA)
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Beschreibung

Schwerer, reich mit einfachen, volkstümlichen Symbolen und Schriftzügen zum Sederabend verzierter Teller mit breiter, leicht geschwungener Fahne mit kleinem Wulstrand; die Ornamente vermutlich nachträglich und in einen unverzierten und oben gemarkten Teller in Flecheltechnik eingraviert: in der Mitte des Fonds ein Lamm als Hinweis auf das Pessachfest, auf dem Rand stilisierte Pflanzen (evtl. Symbol des Bitterkrauts), Ranken, Rosetten, Sterne, Blüten und Herzen, verschiedene hebräische Inschriften, die sich auf die festgelegte Speisefolge des Sederabends (Vorabend zum Pessachfest) beziehen (Erdfrucht, Salzwasser, Bitterkraut, Charosset, Brei aus Äpfeln, Nüssen und Zimt, Mazzot, Ei und gebratener Knochen). Besitzerinitialen auf der Rückseite (hebr.), kombinierte Marke auf der Oberseite, das vereinigte Stadt- und Meisterzeichen mit Löwe und Pelikan und den Initialen IMI weist evtl. in die Schweiz. Laut der hebräischen Inschriften wurde der Zinnteller beziehungsweise dessen Dekor, der ihn als Sederteller ausweist, am 14. April 1766 hergestellt. Auch die Namen der Besitzer sind – neben einem Davidstern auf dem Tellerrand links oben – vermerkt: Zalman und Telzell. Vermutlich handelt es sich um ein Ehepaar, dem der Teller zur Hochzeit geschenkt wurde.

Der Sederteller befindet sich seit August 2006 in der Sammlung des Hellweg-Museum Unna. Ein Antiquitätenhändler aus Unna hatte den Teller zum Kauf angeboten. Nach Auskunft des Verkäufers gehörte der Sederteller zum Inventar eines kurz zuvor aufgelösten Unnaer Haushalts aus der Bahnhofstraße 25. Diese Immobilie war bis 1938 Eigentum des jüdischen Ehepaars Julius und Frieda Brandenstein. Diese waren im Zuge der Arisierungen im Herbst 1938 gezwungen, ihr Eigentum unter Wert zu verkaufen. In dem 2006 aufgelösten Haushalt, aus dem der angebotene Sederteller stammte, wohnten Nachfahren des damaligen „arischen“ Käufers.

1913 hatte Julius Brandenstein das von seinem Schwager und seiner Schwester in der Bahnhofstraße 25 gegründete Textil- und Konfektionsgeschäft „Josef Reifenberg“ übernommen. Die vierköpfige Familie wohnte im gleichen Haus. Dorthin zogen 1919 auch die Eltern von Frieda Brandenstein (Josef und Friederike Rosenmeyer). Josef Rosenmeyer starb 1935 in Unna, seine Frau lebte bis 1938 in der Bahnhofstraße 25 (nun Adolf-Hitler-Straße 25) und verließ nach dem Verkauf des Hauses gemeinsam mit dem Ehepaar Brandenstein im November 1938 Unna mit dem Ziel Hilden. Sie starb im April 1942 in einem jüdischen Krankenhaus in Köln. Kurz danach, im Juni 1942, wurden Julius und Frieda Brandenstein von Köln aus in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie sich im Folgemonat das Leben nahmen. Die beiden Kinder des Ehepaars Brandenstein, Kurt Brandenstein und Lotte Brandenstein (verheiratete Kaufmann), konnten 1937 und 1938 in die USA emigrieren.

Im Zuge der Recherchen zur Provenienz des Tellers Anfang 2020 konnten Nachfahren der Familie Brandenstein in den USA kontaktiert werden. Der Teller wurde vom Museum am 15.12.2020 formell an die Enkel von Julius und Frieda Brandenstein restituiert. Im Februar 2021 erhielt das Museum von diesen den Sederteller als Schenkung.

Zahlreiche Fotos und Objekte aus Familienbesitz, die das Museum aus den USA erhalten hat, sind seit Frühjahr 2023 in einer Abteilung der Dauerausstellung des Hellweg-Museum Unna zu sehen. Dort ist auch die Geschichte der Familie Brandenstein in Wort und Bild dokumentiert.

Material/Technik

Zinn / gegossen & graviert

Maße

H 3,2 cm ; D 34,0 cm

Hellweg-Museum Unna

Objekt aus: Hellweg-Museum Unna

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