Bereits ab dem 6. Jahrhundert nach Christus begann man damit, den Alkoholgehalt von Getränken zu erhöhen, indem man zunächst Met, später auch Bier und Wein destillierte. Der so hergestellte Schnaps war in Europa lange Zeit als „aqua vita“, also „Lebenswasser“ bekannt. Zunächst von Ärzten nur als Arznei verordnet, ließ sich dieses Apothekerwissen aber nicht lange geheim halten. Tägliche Ausschreitungen und Unruhen führten bereits ab dem Ende des 15. Jahrhunderts zu Beschränkungen beim Verkauf von Branntwein. Mit dem Aufkommen von neuartigen alkoholfreien Getränken, wie Kaffee, Tee oder Kakao ab etwa 1700 lässt sich ein Rückgang des Alkoholkonsums zu dieser Zeit teilweise erklären. Dieser stieg allerdings in weiten Teilen Deutschlands während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wieder so rasant an, dass besorgte Zeitgenossen diesen Wandel der Trinkgewohnheiten hin zum Hochprozentigen mit einer Epidemie gleichsetzten. In Preußen lag der Pro-Kopf-Verbrauch von Branntwein beispielsweise um 1800 noch bei zwei bis drei Litern, gemessen in reinem Alkohol. Zwei Jahrzehnte später hatte er sich bereits verdoppelt, um dann in den 1840ern bis auf über acht Liter zu steigen. Durch vielerlei Gründe war der Bierkonsum seit dem 17. Jahrhundert zurückgegangen und so waren dem Siegeszug des Branntweins Tür und Tor geöffnet.
Unser kleines Trinkgefäß, vermutlich als Schnaps- oder Portweinglas benutzt, hat ein Fassungsvermögen von maximal 8 cl und wurde zusammen mit weiteren gleichartigen Exemplaren gefunden.
In Westfalen und im Bergischen Land bestanden Schnapsflaschen zu dieser Zeit meist aus Weißglas und waren häufig mit einer Emailbemalung versehen. Sie waren beliebte Hochzeitsgaben, aus denen dem frisch vermählten Brautpaar während der Feier Branntwein gereicht wurde.