Im Hochmittelalter war die gebräuchlichste – bereits seit der Bronzezeit bekannte – Scherenform die der einteiligen Bügelschere. Diese Scheren waren aus einem Stück geschmiedet und man konnte die Schermesser durch eine elastische, ringförmige Spannfeder gegeneinander bewegen. Die heutige Scherenform setzte sich erst einige Generationen später durch. Exemplare von unterschiedlicher Größe dienten unterschiedlichen Zwecken. So wurden Scheren von 40 cm Länge oder mehr vor allem zur Schafschur genutzt. Besondere Tuchscheren, bei denen die Schneide, im Gegensatz zu einer Schafschere, zur Spitze hin breiter wird, wurden zum Schneiden oder Veredeln von Tuchen verwendet, indem man damit die überstehenden Wollfasern entfernte. Kleinere Scheren gehörten wohl zur persönlichen Ausstattung. Unser Fundstück aus einer Kulturschicht des 13. Jahrhunderts mit einer Länge von etwa 20 cm steht vermutlich eher in Zusammenhang mit einfachem Hauswerk als mit der Schafschur. Weitere erhaltene Exemplare oder Fragmente von Bügelscheren sind auch aus anderen Soester Fundzusammenhängen bekannt.