Wenn sie auch oft als Gnittel-, Gniedel- oder Glättsteine bezeichnet werden, so bestehen die halbrunden Objekte ausschließlich aus dunkelgrünem, braunem oder schwarzem massivem Glas. Sie besitzen eine konvex gewölbte Oberseite mit Heftmarke und wurden in einer einteiligen Form hergestellt. Im Durchschnitt lag der Durchmesser der Stücke zwischen 6 - 10 cm und das Gewicht bei 300 - 400 g. Wie der Name bereits andeutet, waren Glättgläser Werkzeuge, die bei der Textilbearbeitung genutzt wurden, um Kleidungsstücke, insbesondere Borten, Säume, Blusen oder Hauben, zu glätten. Schleif- und Kratzspuren weisen oft auf intensives Reiben hin. Durch das Einarbeiten von Wachs konnte zudem eine Imprägnierung erreicht werden. Dass Glättgläser auch bei Papier, Leder, Metall oder gar beim Zerreiben von Kräutern Verwendung fanden, ist denkbar.
Der Schwerpunkt ihrer Verbreitung lag in Nordwesteuropa während des 9. bis 14. Jahrhunderts. Sie wurden jedoch bis in die Neuzeit hinein benutzt, auch wenn sie bereits in der Frühneuzeit durch eiserne Bügeleisen und Stärke verdrängt wurden. Die Soester Stücke lassen sich nur allgemein in das Spätmittelalter und die Frühneuzeit datieren.