Die Kirche St. Peter ist in ihrer mittelalterlichen Baugestalt abgebildet. Auch sind auf der Ansicht die Grabsteine des „Totenhofes“ zu erkennen. Den Hintergrund bildet eine gegliederte und ausgemalte Fernsicht ins Ruhrtal und Sauerland. Leider ist das Gemälde nicht erkennbar signiert und datiert. Über die Herkunft des Gemäldes gibt ein rückseitiger Zettel auf der alten Rahmung einen Hinweis. Es stammt aus dem Nachlass der Ehefrau von J. C. Koch, der 1826 eine Fabrik für Drahtgewebe in Limburg gründete.
Die Perspektive und Gestaltung des Gemäldes entspricht weitgehend der 1860 in Elberfeld im Werk „Bilder aus Westphalen“ veröffentlichten Ansicht der Peterskirche. Die Vorlage für die von Wilhelm Korn angefertigte Lithografie stammt von Wilhelm Riefstahl (*1827, †1888). Der an der Berliner Kunstakademie ausgebildete Künstler fertigte in den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts mehrere Ansichten von Sehenswürdigkeiten in Westfalen an, wie den Bahnhof in Hagen, ein Blick ins Lennetal bei Limburg und ins Ruhrtal bei Volmarstein sowie die Adelssitze Haus Busch und Werdringen.
Die Ausführung und Qualität des Gemäldes spricht für einen talentierten, wenn nicht sogar ausgebildeten Künstler. Zwischen dem Gemälde und der Lithografie der Peterskirche gibt es einige Unterschiede in der Perspektive und in Details. Sie sind bei näherer Betrachtung so auffällig, dass eine Kopie der 1860 veröffentlichten Lithografie wahrscheinlich auszuschließen ist. Allerdings erscheint es zweifelhaft, in dem Gemälde die von Riefstahl erstellte Vorlage für die Lithografie zu vermuten. Möglicherweise entstanden beide Ansichten unabhängig voneinander, wobei das Gemälde eventuell etwas früher als die Lithografie zu datieren wäre.
Die Hohensyburg beherrscht das mittlere Ruhrtal und die Fluss- und Seenlandschaft im Hagener Norden. Auf dem Bergplateau befinden sich neben der St. Peters-Kirche seit 1902 das Kaiser-Wilhelm-Denkmal, der Vincke-Turm von 1857 und die mittelalterliche Burgruine aus dem 12./13. Jahrhundert sowie die Wälle und Gräben der zumindest frühmittelalterlichen Befestigung. Es handelt sich um einen Geschichts- und Erinnerungsort von überregionaler Bedeutung. In den Reichsannalen wird 775 die Eroberung der von sächsischen Truppen besetzten Sigiburg durch den Frankenkönig Karl erwähnt. Im folgenden Jahr kam es zu einem vergeblichen Versuch einer Rückeroberung durch die Sachsen unter ihrem Anführer Widukind. Mit diesen beiden Erwähnungen tritt Westfalen in die durch Schriftquellen überlieferte Geschichte ein.
Die Kirche St. Peter zählt zu den frühesten christlichen Sakralbauten in Westfalen. Der Überlieferung nach wurde sie 799 von Papst Leo III. geweiht. Im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit waren die Kirche und ein benachbarter Quellbrunnen die Ziele von Wallfahrten. Der Kirchenbau wird von dem großen Westturm aus dem 12./13. Jahrhundert beherrscht. Nach Bombenschäden im März 1945 wurde das Langhaus nicht mehr in der ursprünglichen Form wiederaufgebaut. Bei archäologischen Ausgrabungen fanden sich Spuren von Vorgängerbauten. Die frühesten Baubefunde datieren vermutlich in die karolingische Zeit, möglicherweise könnten sie auch älter sein. Der „Totenhof“ im Umkreis der Kirche enthält zahlreiche Grabsteine, darunter solche aus dem 7. bis 9. Jahrhundert, wie sie auch im Inneren des Kirchenbaues ausgestellt sind.
Stephanie Marra