Bei diesem Exponat handelt es sich um 180 Briefe an Ilse Reifeisen, abgesendet von ihren Eltern. Die Briefe wurden alle zwischen 1939 und Januar 1942 geschrieben und verschickt. ....Simon Reifeisen (1892- 1944) der Vater von Ilse war in einer Kleinstadt bei Lemberg, in der heutigen Ukraine, geboren. Als Kind verließ er seine Heimat, lebte zuerst im früheren Österreich-Ungar, ab 1912 in Deutschland. Im Jahr 1922 ließ er sich in Dorsten nieder, wo er noch im selben Jahr ein Geschäftslokal für Herren- und Knabenmode mietete. Zwei Jahre später heiratete er seine Frau Getrud (1896-1945), geb. Spanier. 1926 kam ihre gemeinsame Tochter Ilse Reifeisen zur Welt. Sie blieb Einzelkind. ....Die Familie erlebte, wie mindestens 17 Tausend andere Juden polnischer Herkunft, die sogenannte Oktoberdeportation. Als Jude aus der heutigen Ukraine wurde Simon Reifeisen als Jude mit polnischer Herkunft bezeichnet und mit ihm seine Familie. Die Einbürgerung zum Erwerb der preußischen Staatsbürgerschaft wurde ihm viele Jahre zuvor nicht genehmigt. Am 28. Oktober 1938 wurde die Familie verhaftet und gemeinsam mit Tausenden aus ganz Deutschland deportiert – Ziel: Die polnische Grenzstation Zbaszyn. Fünf Monate musste die Familie dort unter schrecklichen Bedingungen verbringen, bis sie schließlich die Erlaubnis für eine befristete Rückkehr bekam. ....Aus heute unerklärbaren Gründen konnte Simon und Gertrud Reifeisen die Frist auf Jahre verlängern. Von Dorsten aus konnte Ilse Reifeisen mit einem Kindertransport nach Schweden am 19. Dezember 1939 Deutschland verlassen. Ihre Eltern blieben bis zur ihrer Deportation im Januar 1942 in Dorsten. Immer wieder versuchten sie, aus Deutschland zu fliehen – vergeblich. ....Das damals 13-Jährige Mädchen hielt regen Briefkontakt mit ihren Eltern bis zu deren Deportation. Die Briefe zeugen davon, wie die Eltern nach der Emigration ihrer Tochter noch weiter auf ihr Aufwachsen Einfluss nehmen wollten. Ilse wird ermahnt, sich warm genug anzuziehen, Zähne zu put