Ralf Breer.-----.Das Fragment zeigt den Korpus des tot am Kreuz hängenden Christus. Das Haupt ist zur rechten Seite geneigt, die Augen sind geschlossen (gebrochen) und der Mund leicht geöffnet. Das hagere Gesicht mit eingefallenen Wangen, tiefen Nasolabialfalten und den beiden vertikalen Stirnfalten zeigt Spuren der überstandenen Qualen des Herren. Das schmale Gesicht wird von bauschig bewegtem Haar gerahmt und eine Strähne fällt lang auf die rechte Schulter. Eine breite, aus zwei sich umwindenden Ästen gebildete Krone liegt schwer auf dem Haupt...Auch der Körper ist ausgezehrt. Der Brustkorb drückt sich nach vorne. Zwischen den anatomisch unklar formulierten Rippen klafft die Seitenwunde tief. Ein Tuch mit kräftigen Zugfalten ist um die schmale Hüfte gelegt und links gebunden. Die kurzen Stoffenden fallen kaum bewegt schwer nach unten. Die dünnen Beine knicken leicht nach vorne. Die Knie sind parallel nebeneinander, die Füße dagegen übereinander, mit einem Nagel ans Kreuz geschlagen. ..Die Körperproportion des Gekreuzigten mit großem Kopf und leicht verkürzten Beinen verrät, dass das Kruzifix sich einst an erhöhtem Standort befunden hat, denn betrachtete man es von unten verschiebt die Perspektive die Proportionen zu einem harmonischen Bild. Die schräg nach oben führenden Armansätze zeigen, das die verlorenen originalen Arme in einem Winkel nach oben angebracht waren, die den Eindruck des am Kreuz hängenden Körpers verdeutlichen...Durch Wurmfraß entstandene Holzschäden vermitteln eine grobe Schnitzarbeit, jedoch war die Figur sicher ursprünglich auch auf eine farbige Fassung hin konzipiert und aus diesem Grund nicht so feinteilig ausgearbeitet...Die gesamte Erscheinung der Figur mit ihren anatomischen Unzulänglichkeiten, der schweren Krone ohne Dornen und der Faltenqualität des Lendentuches lassen eine Entstehung des Kruzifixes in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts annehmen. ....Interessant ist die Provenienz des spätmittelalterli