Vorderseite.-----.Die Gesellschaft im wilhelminischen Kaiserreich war stark vom Militär geprägt. Das Heer bot auch Arbeitern und Kleinbürgern gewisse Aufstiegschancen. Der geleistete Militärdienst öffnete im Zivilleben den Zugang zu gehobenen Stellungen. Deshalb verwundert es nicht, dass die Erinnerung an die Militärzeit ins positive Licht gerückt wurde. Die soziale Militarisierung war ein gesellschaftliches Phänomen. Kriegervereine hatten bis 1914/18 Hochkonjunktur und auch in Hagen zahlreiche Mitglieder. Auf der persönlichen Ebene entstand eine eigene Erinnerungskultur, die von Reservistenkrügen und andere Devotionalien bis hin zu Stickbildern reichten...Auch der 1886 in Hohenlimburg geborene August Ludwig ließ sich ein Stickbild zur Erinnerung an seine Dienstzeit in der deutschen Kolonie Tsingtau in China anfertigen. Von 1908 bis 1911 war er in der dortigen Garnison stationiert. Tsingtau war die Hauptstadt des 1898 von China an das Deutsche Reich verpachteten Gebiets Kiautschou. Die Kaiserliche Marine erhielt dadurch einen eigenen Flottenstützpunkt in Ostasien. Nach einer zweimonatigen Belagerung durch britische und japanische Truppen gelangte das Gebiet im November 1914 unter japanische Verwaltung...Die bekrönten Schulterklappen, zwei gekreuzte Anker und die römische Ziffer III belegen, dass August Ludwig im Dritten kaiserlichen Seebataillon des Ostasiengeschwaders seinen Dienst versah. Das Dritte Seebataillon wurde 1898 aus Teilen des Ersten und Zweiten Seebataillons in Kiautschou gebildet. Ludwig diente in der Maschinengewehr Abteilung dieses Bataillons. Nach der Einführung von Maschinengewehren wurden solche Einheiten seit 1901 im gesamten kaiserlichen Heer aufgestellt...Das Stickbild wird auf der linken Seite von der Fahne eines Vizeadmirals beherrscht. Sie deutet auf Ludwigs Dienstzeit 1908–1911 in Tsingtau hin. Unter einer Kaiserkrone hält ein bekrönter Adler die Reichskriegsflagge in seinen Krallen. Darunter ist vor zwei gekreuzten Gewe